„Ripple mit Kraut“ der absolute Knaller anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums der Laienschauspielgruppe der Sportvereinigung FC 07 Heidelsheim
Schon am Eingang der TV-Halle duftet es nach Theater; duftet es nach Ripple mit Kraut. Denn heuer bringt die Theatergruppe des FC 07 Heidelsheim nicht nur das Stück „Ripple mit Kraut“, eine Komödie in drei Akten von Regina Rösch, auf die Bühne, sondern gleichnamige Schlemmerei auch auf die Teller der Zuschauer. Und das Feßenbecker-Feuerwehr-Trio (Jörg, Bernd und Ralf) eröffnet mit alkoholschiefem „An Tagen wie diesen… wir löschen bis zum Morgen, kein Ende in Sicht“ das stimmungsvolle Winterfeiermärchen. Keine Frage, an seinem 30. Geburtstag ist das Schauspielteam um keine Idee verlegen, seinem Publikum in der dreimal voll besetzten Halle ein paar absolut besondere und abwechslungsreiche Stunden zu schenken.
In all den Jahren hat die Theatergruppe nichts an ihrer Leidenschaft für das muntere Treiben auf der Bühne verloren. Im Gegenteil: Die Akteure sind eine aufeinander eingespielte Truppe, die sich blind versteht, in der jedem jede Rolle Spaß macht. Und so wirkt auch im 30. Jahr ohne Unterbrechung (seit 1986) das Stück nicht einfach nur auswendig gelernt und gespielt. Vielmehr hat der Zuschauer den Eindruck, sozusagen als Mäuschen am realen Leben zweier keifender und zankender Pärchen teilzuhaben.
Da ist Feuerwehrkommandant Oswald (Jörg Feßenbecker), der beständig erfolglos seinen „persönlichen Tusnami Helga“ (Petra Haugl) zu bekämpfen versucht; und da ist sein Kumpel Emil (Bernd Feßenbecker), dem es vor seinem nahenden Urlaub, einem „Mittelmeer-Kreuzzug“, mit Gattin Betty (Nicole Diefenbacher) graut. Da muntert selbst der frische Kaffee von Nachbar Werner Mai (Uwe Rommel) nicht auf. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Prompt landen die Pärchen im kurschattigen Bad Herrenalb, wo die Heiratsschwindler Frederico (Piero Pignone, der mit Sonnenblume im bauchoffenen Hemd Adriano Celentano blass aussehen lässt) und Adalbert (Johannes Durst) auf die dauergewellten Jogginganzug-Ehefrauen warten. Doch – oh weh – am Samstag ist „Kummtag in der Kur, da taucht mit Mandy (Andrea Niederelz) und Sandy (Evi Hartmann), eigens wieder für die Theateraufführungen aus Washington eingeflogen, aufgedonnertes, männerverzehrendes „Frischfleisch“ für die weißbesockten Gatten auf. Allein Masseur Harry (Wolfgang Kiefer) und „Azubine“ Susi (Kerstin Höchsmann) behalten zwischen „süßen Schnittchen, zweibeinigem Trockenobst“ und „komplett renovierten antiken Provinzhühnern“ den Überblick.
Das alles verpackt in zwei aufwändig gestaltete Bühnenbilder mit Original-Bushaltestelle, und einem
Kurhaus mit unverkennbarem Feng-Shui-Touch, in denen Wolfgang Kiefer und Martin Schmid auf viele kleine, aber optisch wertvolle Details geachtet haben. Nicht anders ist es mit der Maske, die Tanja Weschenfelder-Feßenbecker und Sarah Schmid übernahmen und sämtlichen Schauspielern das entsprechende Outfit verpassten sowie Kostümen, die wahrlich kein Klischee auslassen. Nicht vergessen werden darf natürlich bei dem ganzen Spektakel die nahezu arbeitslose Souffleuse Inge Wohlfahrt.
Es ist schon erstaunlich, dass etwas mehr als drei Stunden Theater so kurzweilig und entspannt-amüsant sein können. Freilich entstehen die regelmäßigen Angriffe auf die Lachmuskulatur ein ums andere mal aus dem Zusammenspiel aus unübertriebener Mimik und Gestik und vor allem der fein herausgearbeiteten Situationskomik. Ein Verdienst der schauspielerischen Leidenschaft aller FC-07-Akteure, die vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt wurde.
Ein abschließender Dank geht an die Firma Metallbautechnik Helmsheim GmbH für die tolle Bushaltestelle im 1. Akt, sowie der freiwilligen Feuerwehr Heidelsheim, die einen Teil ihrer Uniformen zur Verfügung stellte, damit Freitagabends auch wirklich so richtig feuchtfröhlich der Ernstfall geprobt werden kann. Ein Dankeschön aber auch an die Firma Intersport-Zimmermann, Inhaber Jost Sport & Service GmbH hier in Heidelsheim, die freundlicherweise wieder den Theaterkartenvorverkauf übernommen hatte.
Da die Komödie wieder einmal bestens bei den Zuschauern ankam und sich dies zwischenzeitlich natürlich längst weit über Heidelsheim hinaus herumgesprochen hat, ist es durchaus möglich, dass die Schauspieler des Bruchsaler Verbandsligisten demnächst vereinzelt auch einmal in anderen Orten zu sehen sein werden. Ansonsten muss das „verwöhnte“ Theaterpublikum leider noch bis Anfang Januar 2016 warten, ehe es in der 31. Auflage wieder zu einem kunterbunten Treiben auf der Bühne kommen wird. Die Vorbereitungen für das nächste Highlight werden voraussichtlich schon im September 2015 beginnen und dann wird wiederum jede Menge Freizeitopferung notwendig sein. Doch dies nehmen die Laienschauspieler gerne in Kauf, denn auch für sie sind die Aufführungen nichts anderes als „Bretter, die die Welt bedeuten“. Und schon deshalb kann das Jahr eigentlich gar nicht schnell genug rum gehen. Gespannt darf man jedenfalls jetzt schon sein.